ZWISCHENGESCHOSS C2

EIN FILM VON DANIEL HAINGARTNER

HAINGARTNER FILMS in Kooperation mit Begleitbüro SOUP und Grey Feather Films

 
 

 

Zwischengeschoss C2 beleuchtet das Leben, Werk und die Rezeption des bereits verstorbenen Modelleisenbahnbauers Wolfgang Frey, der Zeit seines Lebens still und heimlich auf 350qm eine weltweit einzigartige Modellwelt der Stuttgarter Innenstadt samt Stellwerk erschaffen hat. Diese hat nun posthum einige Berühmtheit erlangt. Es ist ein einzigartiges Zeitzeugnis der Stadt Stuttgart und für manche eines der bedeutendsten Kunstwerke im Nachkriegsdeutschland. 

In unseren Film begleiten wir den derzeitigen Besitzer der Modellanlage, Rainer Braun, bei seiner Mission, das Werk Wolfgang Freys einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wir greifen auf Archivmaterial zurück, um die Entstehungsgeschichte nachzeichnen zu können und vergleichen die Modellwelt mit dem realen Stuttgart. Wir lassen Bewunderer, Fans, Wegbegleiter und Zeitzeugen zu Wort kommen und betrachten diverse Kunstwerke, welche in der Auseinandersetzung mit dem Werk entstanden sind. 

Auf diese Art entstand eine filmische Reflexion auf eine weltweit einzigartige Modellanlage, in welcher wir versuchen die Faszination für das Werk von Wolfgang Frey zu ergründen. 

 

BUCH/ REGIE/ PRODUKTION / SCHNITT
Daniel Haingartner

Daniel Haingartner (*1984 in Schwaz/Tirol) lebt und arbeitet als freier Wissenschaftler, Musiker, Film- und Theaterproduzent in Wien und Berlin. Studium der Kultur- und Sozialanthropologie in Wien, Gastsemester an den Instituten für Philosophie und Musikwissenschaft sowie der Universität für Bildende Kunst, der Wirtschaftsuniversität, und der Medizinischen Universität.

Zwischen 2008 und 2011 freier wissenschaftlicher Mitarbeiter der Medizinischen Universität Wien auf dem Institut „Geschichte der Medizin“ mit Schwerpunkt „Vermittlung von Wissenschaft über neue Medien“ und „Schamanismus“.

Musiker bei diversen Formationen. Mitglied der Performance-Gruppe „Popase“, welche die Veranstaltungsreihe „La Petite Orgie“ organisiert. Mitarbeit als Autor/Produzent bei diversen Kurz- und Langfilmen sowie Theaterproduktionen.

Im Kern meiner Tätigkeit liegt der Versuch wissenschaftliche Fragestellungen künstlerisch zu bearbeiten. Dadurch versuche ich die rationale und emotionale Ebene im Menschen anzusprechen. Meine Arbeit sehe ich als Forschung, Versuch und Methode zugleich. Bühne und Film werden dabei als Erfahrungsraum und Medium der Wissenserzeugung gesehen. Dabei setzte ich mich mit den Phänomenen der gesellschaftlichen Transformation sowie der Konstruktion von Realität und Normen auseinander. Zugrunde liegt die Frage, wie sich der Mensch in Natur, Kultur sowie in politischen, religiösen, wissenschaftlichen, technischen und medialen Systemen verortet.

Gründer von Krak-O-Mat. Plattform und Shop für Popkultur, Merch, Shirts und Comics: www.krakomat.com
Gründer von ENTASIS OG. Eine Raumfahrtnutzungs- und Entwicklungsagentur: www.entasis.at

Kontakt
Mail: daniel.haingartner@gmail.com
Instagram: https://www.instagram.com/danielhaingartner/

Das größte Stadtmodell Europas mit über 180 m², erbaut u.A. aus Abfallmaterialien, Sperrmüll, Farbe und Klebstoff:

  • 450 Gebäuden (im Maßstab 1:160 dem Original nachgebaut, keine Bausätze)

  • 2500 PKWs, Busse, LKWs und Schienenfahrzeuge

  • 2500 Grabsteine aus Radiergummi oder Bastholz wurden gefeilt, bemalt und auch beschriftet.

  • 4000 Bäume aus Naturholz oder Drahtgeflecht wurden angefertigt.

 

IST DAS KUNST - ODER KANN DAS WEG?

Ein Text von Olivia Stubbe

Ist etwas ein Kunstwerk, wenn niemand danach fragt und es kaum jemand will? Was ist, wenn es auf eigenwillige Weise selbstgemacht ist und ein bisschen schmuddelig wirkt – ähnlich wie der Mensch, der es schuf?

Die Frage nach der Natur der Kunst und wer als Künstler gilt und wer nicht, ist immer wieder faszinierend. In Daniel Haingartners Dokumentarfilm ZWISCHENGESCHOSS C2 dreht sich alles um das "Werk" von Wolfgang Frey: eine gigantische Nachbildung von Teilen der Stuttgarter Innenstadt, des Stuttgarter Hauptbahnhofes und der dazugehörigen Gleise. Dieses wurde über Jahrzehnte aus Joghurtbechern, Radiergummis,, Sperrgut und anderen unorthodoxen Materialien akribisch zusammengebaut.

Nach seinem Tod geschah zunächst nichts damit, bis eine Privatperson namens Rainer Braun sie zuerst grob für Transportzwecke demontierte um ihr anschließend eine Ausstellung zu widmen. Diese wird möglicherweise aus finanziellen Gründen im Juli 2024 geschlossen. Sie trägt sich nicht.

Der "Künstler" Wolfgang Frey könnte entsprechend als gescheitert betrachtet werden. Er hinterließ ein Werk, das zwar einige wenige Liebhaber hat, aber keine breite Anerkennung findet.

Während die Ausstellung über die Frey-Anlage schließt, erleben andere Miniaturwelten wie Hamburg, Stuttgart und München einen Boom. Ein Film über das „Wunderland“  der Brüder Gerrit und Frederik Braun war ebenfalls erfolgreich.

Aber was ist mit der Miniatur von Frey? Die Detailtreue und Kreativität sind beeindruckend, und die Hingabe, mit der Wolfgang Frey jahrzehntelang daran arbeitete, ist bewundernswert – vielleicht sogar irre.

Aber ist es nicht genau. das, was man bei Künstlern oft bewundert, dieses „Irre“ im Sinne einer kompromisslosen Hingabe, etwas aus eigenem Antrieb zu schaffen, ohne dass jemand darum bittet oder dafür bezahlt?

Ich glaube, der Blick auf das Werk von Wolfgang Frey, auf diese über Jahrzehnte hinweg in Kleinarbeit gebastelte Anlage, lohnt sich. Sie offenbart etwas über uns Menschen, darüber, wonach wir streben, wozu wir fähig sind-ob es für die Außenwelt sinnvoll ist oder nicht.

Es mag sein, dass die Frey-Anlage keine Kunst ist. Vielleicht handelt es sich auch nur um schlechte Kunst. Vielleicht ist sie aber auch insgeheim brillant.

Wir hoffen, Sie fühlen sich gut unterhalten und denken ein wenig über unsere Fragen nach.

 

Regie: Daniel Haingartner
Kamera: Jens Lyncker
Ton: Kajetan Moro
Buch: Karoline Walter, Daniel Haingartner
Musik: Valtteri Laurell Pöyhönen, Michl Schacht, Kajetan Moro, Paul Unterlechner

Drehzeitraum: 2021-2023
Produktion: Daniel Haingartner in Kooperation mit Begleitbüro SOUP und Grey Feather Films